Das sind deine Bilder wert!

In meinem Buch "Ausstellungen und Bilderverkauf" beschreibe ich,

dass es prinzipiell drei Wege gibt, den Preis eines Bildes festzulegen:

  • Kategorie 1: Das Bild ist so viel wert, wie der Kunde bereit ist zu zahlen.
  • Kategorie 2: Verwende eine Formel zur Preisbestimmung.
  • Kategorie 3: Setze den Preis so hoch wie möglich an, denn was nichts kostet, ist nichts wert.

Persönlich favorisiere ich den zweiten Ansatz, weshalb ich ihn hier kurz erkläre.

Eine Formel suggeriert Objektivität und Sicherheit bei der Preisbestimmung. Die meisten professionellen Künstler haben so ihre Karriere begonnen. Für die Formel lassen sich dabei zwei mehr oder weniger häufige Varianten unterscheiden:

  • Die Berechnung des Preises aus der Multiplikation der Summe aus Länge und Breite des Bildes mit einem Faktor: Preis = (Länge + Breite) Faktor.
  • Die Berechnung aus dem Material- und Arbeitsaufwand.

Bei der ersten Version steigt der Preis eines Bildes mit eurem Bekanntheitsgrad. Denn je mehr ihr angefragt werdet, umso höher könnt ihr den Faktor wählen. Die Idee, den Bekanntheitsgrad des Künstlers in den Preis einfließen zu lassen, entstand übrigens bereits in der Renaissance. Im Impressionismus wurde sie dann zu der oben genannten Formel weiterentwickelt.

Es stellt sich nur das Problem, welcher Faktor für Neueinsteiger geeignet ist. Wie schwierig das ist, wird in einem Zitat deutlich, das dem bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Gerhard Richter zugeschrieben wird: “Breite und Höhe, das ist das Material. Der Faktor, das ist die Willkür!”

Ich empfehle für absolute Anfänger den Faktor 2 zu verwenden. Bei höherem Bekanntheitsgrad oder der Verwendung besonders teurer Materialien könnt ihr bis zu einem Faktor 5 gehen. Darüber hinaus bewegt ihr euch in Preisdimensionen von professionellen Künstlern und werdet erfahrungsgemäß Schwierigkeiten haben, eure Bilder zu verkaufen. Einen einfachen Rechner zu Bestimmung des Endpreises nach der Faktormethode findet ihr übrigens hier: www.blitzrechner.de/kunstwerk/.

Auch wenn die zweite Variante zur Preisfestlegung über die Berechnung des tatsächlichen Material- und Arbeitsaufwands einfacher zu sein scheint, gibt es hier einige Unwägbarkeiten. Denn bei der Berechnung geht es nicht nur um den Verbrauch an Malgrund und Farbe. Auch die Pinsel und vielleicht andere Hilfsmittel musstet ihr irgendwann einmal kaufen. Sie gehen anteilig in den Bilderpreis ein, ebenso wie z. B. die Miete für einen Atelierraum. Da der Materialaufwand für alle Kunstschaffenden annähernd gleich ist bleibt als Manövriermasse für den Preis im Wesentlichen nur der festgelegte Stundenlohn für die eigene Arbeit. Selbstverständlich könnt ihr euren Stundenlohn mit zunehmender Bekanntheit nach oben anpassen.

Bei einem Stundenlohn von ca. 20 - 30 € unterscheidet sich die Endsumme nur unwesentlich von der, die mit der Faktormethode bestimmt wurde. Wer einen realistischen Stundenlohn zugrundelegt sollte also zwischen den beiden Methoden zur Preisbestimmung wählen. Ein Entscheidungskriterium kann z. B. das individuelle Arbeitstempo sein: Verschiedene Künstler brauchen unterschiedlich lange für ihre Motive. Das ist für den Kunden oft nicht erkennbar und führt manchmal zu Irritationen. Wer sehr schnell malt, sollte die Faktormethode einsetzen, wer eher langsam ist, die Preisbestimmung über den entstandenen Zeitaufwand vornehmen.