Die Grundierung hat verschiedene Effekte. Der wichtigste dabei ist, dass sie die Saugfähigkeit der Leinwand herabsetzt. Um sich das besser vorzustellen könnt ihr einen einfachen Versuch machen: Probiert mal mit Acrylfarbe auf einem T-Shirt zu malen - ihr werdet sehen, dass die Farbe ruckzuck trocken wird!
Wie das Shirt bestehen die meisten Leinwände aus Baumwolle und diese saugt nun einmal gerne das Wasser der Acrylfarbe auf. Auch Verfärbungen aus dem Stoff können in die Farben eures Motivs
durchschlagen. All das verhindert die Grundierung. Dies gilt übrigens auch für Ölfarben, bei denen das Leinöl vom ungrundierten Malgrund zu rasch aufgesogen wird. Später gibt es dadurch dann
unschöne Risse im Bild.
Aus diesen Gründen sind die allermeisten Leinwände im Fachhandel bereits vorgrundiert und das mindestens zwei Mal. In der abstrakten Malerei nimmt man dagegen gerne auch mal nicht grundierte
Malgründe, vor allem echtes Leinen, um Struktur und Färbung des Stoffes in das Bild mit aufzunehmen. Bei der Farbfeldmalerei hat man sich dies sogar als Soak-Stain-Technik zunutze gemacht: Die
Leinwände werden dabei mit purem Pigment regelrecht getränkt.
Es gibt verschiedene Grundierungen, meistens wird sie in weiß aufgebracht. Für spezielle Effekte gibt es sie jedoch noch in vielen anderen Farben. In diesem Artikel stelle ich die bekannteste
Variante namens „Gesso“ vor. Das ist eine Grundierung aus Titanweiß, Kreide, Kalk und Binder. Bei farbigem Gesso wird statt Titanweiß natürlich eine andere Farbe verwendet!
Wenn ihr euch eine nicht grundierte Leinwand kaufen solltet (das macht bei sehr großen oder ungewöhnlichen Formaten Sinn!), dann tragt ihr die erste Schicht Gesso am besten mit ein wenig Wasser
verdünnt auf. Das Gesso lässt sich so leichter verstreichen und dringt besser in die Vertiefungen der Leinwandstruktur ein. Ich nehme dafür meinen breitesten Borstenpinsel, damit es schneller
geht.
Nach dem Trocknen könnt ihr dann die zweite Schicht Gesso unverdünnt auftragen. Wenn ihr vermeiden wollt, dass man die Pinselstriche sieht, geht am besten wie beim Streichen einer Wand vor und
führt den Pinsel immer kreuzförmig über den Malgrund.
Wenn eure Grundierung abgetrocknet ist empfehle ich euch, sie mit einem Schleifpapier der Körnung 180 von Hand noch einmal grob abzuschleifen. Dadurch entfernt ihr alle kleinen Knötchen oder
Verunreinigungen vom Malgrund.
Und nun könnt ihr eure selbst grundierte Leinwand für euer nächstes Projekt verwenden!
Foto mit freundlicher Genehmigung von Art Material International