Die Angst vor der weißen Leinwand

Ich habe mich zu Beginn meiner Künstlerarbeit oft darüber gewundert, dass die Profis ihre Leinwand ganzflächig dünn mit einer Farbe bestreichen. Bis ich dahinterkam, dass man das "Imprimitur" nennt.

Dieses Verfahren hat vermutlich seinen Ursprung in der Renaissancemalerei Italiens. Es ist sehr einfach anzuwenden: Ihr färbt den Malgrund vorab mit einer unauffälligen, verdünnten Farbe wie Hellgrau, Lichter Ocker, Eisenoxidrot oder auch Magenta. Wenn ihr Acrylfarben dafür einsetzt, feuchtet die Leinwand dazu mit einem breiten Pinsel an und verteilt dann die Farbe dünn auf der Oberfläche. Nehmt zwischendurch mit dem Pinsel immer wieder etwas Wasser auf. Wenn ihr fertig seid, nehmt ein Papiertuch und verwischt damit die Farbe einigermaßen gleichmäßig auf dem Malgrund. Fertig ist die Imprimitur!

Durch die einheitliche Färbung des Malgrunds fallen später kleine Fehler oder Lücken nicht mehr auf so stark auf als wenn die Leinwand weiß geblieben wäre. Im Gegenteil: Die Imprimitur hält euer Bild farblich zusammen. Und bei der Arbeit in hellem Sonnenlicht schluckt die Farbe einen Teil der Helligkeit, so dass euch das Mischen leichter fällt (mehr Infos zum Malen im Freien findet ihr übrigens in meinem Buch dazu!). Probiert es aus, ihr werdet erstaunt über den Effekt sein!